Ideen Erfahren 2017

Die Fahrradtour Ideen erfahren kommt im Sommer 2017 vom Mittwoch, 23. August bis Dienstag, 5. September zum 8. Mal ins Rollen. Diesmal geht es durch die pure Natur im Harz, in die Transition-Hochburg Witzenhausen und durch die Wirtschaftsmetropole Frankfurt in Richtung Odenwald – also haltet Euch den Zeitraum frei oder meldet euch am besten direkt an!

Sei dabei: Ideen erfahren 2017 von Mi., 23. August bis Di., 5. September

Wir laden Euch ein: Schwingt Euch mit uns auf den Sattel und erlebt inspirierende Orte, Menschen und Ideen!

Seit Ende letzten Jahres hören sich die organisationsfreudigen Menschen auf dem Bild regelmäßig, um uns und Euch eine bereichernde Tour zu ermöglichen. Und wir freuen uns auch über Beiträge von Euch: Ihr kennt interessante Initiativen, bewegende Unternehmen, schöne Übernachtungsplätzen oder Orte in Hessen, die wir nicht verpassen sollten? Dann lasst es uns wissen!

Fragen, Ideen und Anmeldungen an: Anmeldung@ideen-erfahren.de

Stationen der Zukunftsradtour 2017

Veränderung und Nachhaltigkeit ist immer ein Zusammenspiel von Graswurzelbewegungen, mutiger Politik und Innovation in Unternehmen. Auf der Zukunftsradtour Ideen erfahrenschauen wir uns führende Projekten und Unternehmen aus allen Bereichen an.

Neben Permakultur-Bauernhöfen, erneuerbaren Energien, Regionalwährungen, direkter Demokratien und transformativer Bildung werden auch gemeinsame Aktionen, übernachten im Heu und der Badespaß nicht zu kurz kommen. Wir wollen gemeinschaftliches Handeln für zwei Wochen selbst erleben und unseren Alltag gemeinsam organisieren.

Folgende Karte zeigt als Übersicht unsere Stationen mit Kurzbeschreibung und Link zu deren Homepage.

Die Radtour Ideen erfahren 2017 begann in der Transition-Hochburg Witzenhausen und endete in der Ökostadt Darmstadt.

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Was wir an einem Nachmittag und einem Abend in den Jurten erleben werden, ist sicherlich spannend und mit Meditation und einem Pfad der Sinne nicht nur für den Kopf.

Dokumentation Tourenverlauf

Eine Gruppe von 35 Herzensmenschen und dein Fahrrad. Wir laden dich ein, in deinen Gedanken, im Spätsommer  Projekte und Initiativen zu entdecken, die besonders innovative Lösungen im Bereich von Klima- und Umweltschutz, ökologischer Landwirtschaft und gesellschaftlicher Teilhabe entwickelt haben. Mit Menschen, die mehr sein wollen, als Einzelkämpfer in einem System.

Ende August bis Anfang September

Von Mittwoch, 23. August bis Dienstag, 5. September 2017 fuhren wir durch die pure Natur der Kasseler Berge, besuchten die Transition-Hochburg Witzenhausen und radelten über die Wirtschaftsmetropole Frankfurt bis nach Darmstadt.
Man konnte beim Radeln die Gedanken schweifen lassen oder mit den Mitradelnden über die Eindrücke der besuchten Stationen diskutieren.

Übernachtet haben wir in großen Zelten und gekocht wurde für die Gruppe gemeinsam auf dem Feuer. Nach dem Radeln klangen die Sommerabende am Lagerfeuer bei gemeinsamen Gesprächen und Gesängen aus.

Transformation erleben

Die auf der Tour besuchten Stationen weisen eine hohe thematische Vielfalt im Bereich der nachhaltigen Entwicklung auf: ökologische Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Leben in Gemeinschaft, Bauen mit Naturbaustoffen, alternative Wirtschaftsmodelle, Upcycling, Kulturprojekte, Alternativen zur Lohnarbeit, Naturschutz, Mobilität… Entscheidend bei der Auswahl der Stationen war, dass Menschen die Initiative ergreifen, ausgetretene Pfade verlassen und neue Formen des Lebens und Wirtschaftens ausprobieren. Diese Lösungsvielfalt und die verschiedenartigen Erfinderbiografien inspirierten unsere Teilnehmenden, selbst Akteure des Wandels zu werden.
Tagesübersicht:

Die Stationen im

Im Folgenden beschreiben wir die Stationen und Erfahrungen der einzelnen Tage.

23. – 24. August: Witzenhausen Transition-Start

Statt Smalltalk beim Ankommen stand dieses Jahr Bäume fällen und Feuer machen auf dem Programm. Bei strahlender Sonne begann das erste Camp auf dem Biolandhof „Knofi & so“ bei Witzenhausen.

Bioland-Betrieb Knofi & so

Zum Thema: https://bildung.vonmorgen.org/land-und-ernahrung/

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Bis zum Abendessen waren alle 25 Teilnehmenden eingetrudelt und die zwei Jurten aufgestellt. Mit den Blumenbeeten, dem Fluss und dem warmen Sommerabend war es der perfekte Start in die Sommer-Zukunfts-Tour.

Transition-Town Witzenhausen

Thema: Lokaler Wandel und Bürgerschaftsengagement https://bildung.vonmorgen.org/transitiontowns/

Der Morgen begann früh, im Prinzip Mitten in der Nacht. Um 7:30! In den zwei großen Jurten, die wir bei der Ankunft aufgebaut hatten, war es erstaunlich leise gewesen, dafür dass dort über 15 Menschen zusammen schliefen.

Wir haben lecker gefrühstückt: Müsli, Obstsalat und viel Brot mit den verschiedenen Aufstrich- und Marmeladen-Kreationen, die die Teilnehmenden selbst mitgebracht hatten. Jeder packte seine Sachen zusammen und wir planten unsere erste Tagesetappe in Kleingruppen, die sich nach verschiedenen Bedürfnissen aufgeteilt fanden. Vom Team wurde schnell der durch die Gruppe zum Leben erweckte Platz geräumt und es war, als wären wir nie da gewesen, mit Ausnahme der einigen wenigen fehlenden Bäume.

Alle Jurten wurden mit Stangen in den Bulli verpackt und die Küche fuhr im Anhänger mit.

Los ging‘s nach Witzenhausen, dort fielen wir schnell als dynamische, etwas laute und witzige Truppe auf. Ganz eventuell stellten wir ein kleines Hindernis in der Fußgängerzone für die Bewohner da.

Nach nur 15 Minuten Fahrrad fahren in einer so großen Gruppe erreichten wir die Transformationsstadt Witzenhausen. Die Aktivisten der “Transition-Town-Initiative Witzenhausen” machten mit uns einen Ritt quer durch den Klimawandel, Artenvielfalts-Sterben und soziale Ungerechtigkeit. Fast die ganze Palette der Sustainable Development Goals wurde uns vorgestellt, inklusive Vorschlägen, wie auf lokaler Ebene gehandelt werden kann. Silvia, eine der Transition Town-Aktivist*innen vor Ort, erklärte uns das Konzept hinter der Idee der Transition-Town-Bewegung. So hat die “Stadt im Wandel” zum Ziel, Ideen zu entwickeln und zu testen, wie ohne fossile Energien gelebt werden kann. Das hat sehr viele Dimensionen: Die Energiefrage ist nur der Einstieg hin zu einem nachhaltigen gesellschaftlichen Lebensstil, in dem es darum geht, mehr zu teilen anstatt zu kaufen, zu reparieren statt wegzuwerfen, weniger und dafür besseres Obst, Gemüse und, wenn es sein muss, Fleisch zu essen… Gemeinschaft und soziale Teilhabe sind hier der Schlüssel zum Erfolg.

Silvia vor dem Transitionhaus mit Umsonstladen und Weltladen im Hintergrund“ title=“Silvia vor dem Transitionhaus mit Umsonstladen und Weltladen im Hintergrund

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Danach gings endlich auf die erste richtige Fahrradetappe und wir machten uns in drei spontan gefundenen Gruppen auf den Weg.

Propaganda by the People

Thema: Mitbestimmung

Danach ging es endlich auf die erste richtige Fahrradetappe. Mit verschiedenen Erlebnissen hinter uns, erreichten wir die Jugendherberge von Hann. Münden. Auf einer Wiese, direkt an der schönen Weser gelegen, wurden die Jurten aufgestellt – das klappte sicher schon schneller als am Abend zuvor.

Beim Workshop nach dem Motto „Propaganda by the people“ führten wir in fünf Gruppen unsere Gedanken zur gemeinsamen Tour mit verschiedenen Ausdrucksmitteln vor. Wir stellten uns zu Beginn dieser Zukunftsradtour die Leitfragen “Was verbindet dich mit der Gruppe?”, “Wofür stehst du?” und “Wofür fährst du?”.

Dabei geht es um einen kreativen Ansatz mit dem Ziel, Meinungen sichtbar zu machen und auf intuitive und neuartige Weise politischen Protest zu äußern. In unserem Workshop wurde das Erlebte in der Gruppe mit verschiedenen Materialien künstlerisch verarbeitet. Die künstlerische Ausdrucksform als schnelle Reaktion auf aktuelle Geschehnisse  kann aber auch zur Formulierung eigener Aussagen zu Politik und Gesellschaft genutzt werden – beispielsweise mit Verweis auf die kommenden Bundestagswahlen, um entwicklungspolitische Themen, die während der Tour entstehen, in die gesellschaftliche Debatte einzubringen.  http://propagandabythepeople.eu/

Nach dem Abendessen wurde wieder am gemütlichen Feuer gesungen und sich gegenseitig erste Lieder beigebracht, die uns noch viele Abende begleiten sollten.

25. August: THEOS Consulting – Hofgeismar

Zum Thema: Integrale Unternehmen https://bildung.vonmorgen.org/social-entrepreneurship/

Als eine der ersten Stationen wollen wir gleich Theos Consulting in Hofgeismar besuchen. Theresia Maria Wuttke,  Gründerin der Theos Consulting AG und  Gründerin des Familien- und Gesundheitszentrums Hofgeismar, wird uns Fahrradreisende einen Nachmittag erleben lassen, wie Unternehmen der Zukunft  heute schon arbeiten und wie Kinder schon heute aufwachsen können, sodass die Wirtschaft von morgen menschlicher ist.

Der Besuch dieser Station bestand vor allem darin, dass die Teilnehmenden eingeladen wurden, eine eigene Vision von neuartigen Unternehmensgründungen zu erarbeiten. Zum einen ging es dabei um die Frage, welche besonderen Dienstleistungen und Produkte ein solches integrales, nachhaltig agierendes Unternehmen anbieten könnte, zum anderen aber auch darum, wie die Zusammenarbeit und zwischenmenschliche Dynamik im unternehmerischen Kontext anders wahrgenommen werden kann und sich neu gestalten lässt. Denn THEOS Consulting vertritt den Ansatz: “Das Wichtigste im Unternehmen ist der Mensch”. Frau Wuttke begleitete den Workshop durch ihr fachliches Know-How und teilte mit uns berufliche und persönliche Erfahrungen, die ihren Lebensweg entscheidend prägten und die sie ihre Berufung finden ließen. Ihr Fokus lag darauf, unser eigenes Wertefundament zu erforschen und sich als “Lebens-Unternehmer” wahrzunehmen. Als große Metapher dafür stand der Baum mit seinen Wurzeln, seinem langen organischen Wachstum und dem Kern seiner Frucht, der bereits sämtliches Potential, ein Baum zu werden, in sich trägt. Diese Leitgedanken und Vergleiche sollten uns zum Übertragen auf den individuellen Lebensweg jedes Einzelnen anregen, um sinn- und wirkungsvoll Nachhaltigkeit zu gestalten.

Unsere Ergebnisse der Workshop-Präsentationen:

  • Der Saftomat: Städtisches Gärtnern verbunden mit dem gemeinschaftlichen Herstellen von regionalen Säften in einer universellen Saftpresse
  • Mü-Mo: Ein umweltfreundliches Pfandsystem für den Transport des unterwegs gekauften, gesunden Essens
  • Die Re-Box: Eine wiederverwertbare Verpackung, hinter der ein soziales und fair zahlendes Logistik-System steht
Organisationsentwicklung im Verlauf der Menschheit

Eins ist sicher, um die volle Vielfalt und ein friedliches Zusammenleben aller Völker zu ermöglichen, brauchen wir eine andere Art der Wirtschaft. Und nun gibt es verschiedene Wege dieses zu erreichen. Klar ist, es wird kaum über einen Masterplan funktionieren. Es muss von Menschen ausgehen und zwar vom ganzen Menschen und nicht nur von deren Köpfen.

Und genau das wollen integrale Unternehmen. Sie wollen den ganzen Menschen mit einbeziehen, mit Körper, Geist und Seele, damit sie ihr volles Potenzial entfalten zu ihrem Wohl und zum Wohl Aller.

Mit steigender Komplexität unseres Zusammenlebens haben Menschen immer neue Formen gefunden, um die jeweils richtige Entscheidung zu treffen. Von Clanstrukturen über feste Hierarchien bis zur Basisdemokratie haben wir immer komplexere Systeme entwickelt, wobei es sich derzeit wieder entflechtet und mehr auf den Einzelnen und dessen Gefühl für das Ganze zurückgeht. Evolutionäre Unternehmen nennt man so etwas.

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26. August: Kommune Niederkaufungen

Thema: Gemeinschaftsökonomie https://bildung.vonmorgen.org/wohnprojekte/

Nach morgendlicher Meditation bei Theresia  und stärkendem Frühstück, radelten wir nun in der  nächsten Etappe zur Kommune in Niederkaufungen. Hier warteten Jürgen und Otto, zwei alteingesessene Kommunarden auf uns. Sie erzählten uns viel über die Anfänge und Ideale der bereits seit 1986 bestehenden Kommune, die bekannt geworden ist durch ihre radikal gemeinsame Ökonomie. Der gemeinschaftliche Umgang mit allen finanziellen Mitteln und die damit verbundene Konsensfindung zwischen ca. 60 in der Kommune lebenden Erwachsenen faszinierte uns auf der weiteren Führung wohl genauso, wie die unglaubliche Gelassenheit, mit der Otto und Jürgen über die vielen schwierigen Entscheidungsprozesse der Gruppe reflektierten.

Gemeinsamer Besitz und Verantwortung waren die wichtigen Themen, die wir auch sehr in unserem Handeln auf der Tour gespiegelt sahen. Abends wurde mit vielen geretteten Lebensmitteln gekocht, die Foodsharing Kassel uns großzügig bereitstellen konnte. Mit wohltuender Wärme im Bauch stellte man fest, dass es sich sehr lohnt, über Alternativen zum Supermarkteinkauf nachzudenken.

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27. August: Radreflexion – reiner Fahrtag

Der starke Mut zum Teilen und die Offenheit für Bedürfnisse anderer Menschen, die man zwar nicht nachvollziehen kann, aber dennoch unterstützt, haben uns während der darauf folgenden Etappe sehr bewegt. Wäre so ein Konzept in größerem Maßstab möglich? Wie kann ansatzweise so viel Großzügigkeit erlernt werden, dass wir als Gesellschaft mehr abgeben können, für weniger privilegierte Menschen im globalen Süden, aber auch vor Ort?

Um uns auf der sportlichen  Strecke (es mussten über 70 km bewältigt werden) von Niederkaufungen nach Bad Zwesten nicht aus den Augen zu verlieren, planten wir ausnahmsweise ein gemeinsames großes Mittagessen auf halber Strecke ein. Der Tag bot eine wunderbare Gelegenheit, uns noch weiter und mit mehr Ruhe kennenzulernen. Er war gefüllt mit  gemeinsamen Diskussionen, zufälligen freudigen Treffen der Kleingruppen, erfrischenden Badepausen in einem See oder Fluss entlang der Strecke sowie motivierenden Worten der Mitradelnden, falls die Müdigkeit einen auf dem ein oder anderen Kilometer einholte. Die ersten Tage der Tour waren nun vorüber und man hatte Zeit, die Eindrücke sacken zu lassen und mit seinem Alltag in Verbindung zu bringen.

Übernachtung: Waldcamping, 34596 Bad Zwesten https://www.waldcamping.de/

28. August: Vorfahrt für Jesberg e.V.

Thema: Diverse Mobilitätsangebote auf dem Land https://bildung.vonmorgen.org/mobilitat/

Carsharing, Lastenfahrrad-Stationen und gute Infrastrukturen zum Trampen sind in fast jeder größeren Stadt zu finden. Aber wie kann man diese bekannten Formen nachhaltiger Mobilität auch aufs Land bringen, auf dem der Zweitwagen noch als absolute Notwendigkeit gehandelt wird? Immer voran mit dem Ziel, dass in Zukunft in Jesberg kein Auto mehr fahren muss, bauten Amadeus und sein Verein “Vorfahrt für Jesberg” langsam eine Infrastruktur aus bekannten (Lasten- Pedelec, Carsharing, …) und weniger bekannten Methoden (z.B. Mitfahrbänke) auf, um Mobilität auf dem Land zu erleichtern.  Schwierigkeiten, die ein solches Projekt mit sich bringt, sowie Unterschiede zu urbanen Mobilitätsinitiativen, wurden geteilt und der schnelle Fortschritt des Projektes und die positive Resonanz beeindruckten uns sehr.

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Am Abend an der Ohäuser Mühle tankten wir noch einmal frische Landluft, und  viele uns umgebende Hühner, Hunde, Katzen und eine trächtige Sau zeigten uns, wie Viehwirtschaft im ganz Kleinen funktionieren könnte.

Übernachtung: Ohäuser Mühle 2, 35260 Stadtallendorf – Schweinsberg   http://ohaeuser-muehle.de/

29. August: Marburg – Bioladen-Kollektiv Onkel Emma

Thema: Faire Arbeitsbedingungen und Selbstverwaltung https://bildung.vonmorgen.org/mitgliederlaeden/

Etwas Sinnvolles tun, einen sicheren Job haben, ohne Chef und dafür selbstverwaltet – das waren die Gründungsimpulse für das Bioladen-Kollektiv Onkel Emma in Marburg. Mittlerweile ist der Mitgliederladen einer der ältesten in Deutschland und wird immer noch erfolgreich von den vier Mitarbeiter*innen selbstgeführt, die im basisdemokratischen Plenum alle Entscheidungen gemeinsam treffen. Die Warteliste, um Mitglied zu werden und dort einkaufen zu können, ist so lang, dass selbst Langzeit-Studenten Marburg schon wieder verlassen, bevor sie überhaupt aufgenommen wurden. Dennoch wollen die Frauen nicht vergrößern. Wachstumszwang muss nicht sein. Wer einen weiteren eröffnen will, kann das ja machen, das Konzept geben sie gerne weiter. 

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Hanflabyrinth – Motives e.V.

Thema: Flucht und Migration https://bildung.vonmorgen.org/fluchtlinge/

Zwölf Kilometer später kamen wir dann im Hanflabyrinth an, in dem uns Manu von Motives e.V. in einzigartigem Ambiente empfing. Alle fleißigen Helfer des bereits zum dritten Mal laufenden Projektes haben sich zur Aufgabe gemacht, Hanf als nachwachsenden und vielseitig einsetzbaren Rohstoff mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Zusätzlich dazu wird der Ort jedes Jahr mit aktuellen politischen Fragestellungen verknüpft, die Jung und Alt bei persönlichen Führungen näher gebracht werden. In diesem Jahr fanden wir zum Thema “Flucht und Migration” unseren Weg durch die Pflanzen. Mit dem Neudenken und Bewusstwerden von in den Medien sowie vielen Alltagsdiskussionen gängigem Vokabular, wie bspw. “Leitkultur” oder was das Wort “Migrant” eigentlich genau bedeutet,  fanden wir schnell den Einstieg in eine rege Debatte. Welche Fluchthintergründe gibt es in unserer Gruppe? Wo haben wir uns bereits engagiert? Was hält uns davon ab? Ist das Thema im Privaten so präsent wie in der medialen Welt, und was macht das mit uns?

Ein eindrucksvoller Tag ging zu Ende und wir blieben gleich an diesem wundersamen Ort, an dem Mutige auch im Freien schliefen, um am nächsten Tag zum Frühstück Dominik vom Transition-Theater Marburg zu empfangen.

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30. August: Transition Theater Workshop mit Dominik Werner

Thema: Künstlerische Bekämpfung von Ungerechtigkeiten und Empowerment for Change / Forum Theater https://bildung.vonmorgen.org/forumtheater/

Das “Theater der Unterdrückten” nach Augusto Boal verfolgt das Ziel, Konflikte zu benennen und spielerisch einen anderen Umgang in komplexen und eingefahrenen Situationen mit diesen zu finden. Deshalb kann diese Theatermethodik auch in der Transition- und Postwachstumsbewegung von großem Nutzen sein. Versteckte Dynamiken sichtbar machen, Handlungsräume eröffnen, Ohnmacht nehmen, stattdessen Selbstwirksamkeit erfahren und gemeinsam Ideen generieren. In Kleingruppen erarbeiteten wir Bilder zu folgenden Themen: Ökonomie der Zeit, Klimawandel, Zukunftspläne, Bildungswesen und Vereinzelung in der Gesellschaft. Im Anschluss besprachen und modifizierten wir die Darstellungen gemeinsam in der Großgruppe und lernten so die Technik des Forumtheaters kennen. In Erinnerung blieb uns Dominiks Leitspruch “Der einfachste Weg ein Bild zu bauen, ist ein Bild zu bauen [anstatt lange zu diskutieren]”, was sich gut in den Alltag übersetzen lässt und Mut machen will, einfach loszulegen und ins Tun zu kommen, anstatt sich von Bedenken und noch Ungeklärtem vom Handeln abschrecken zu lassen.

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31. August: Ruhetag am Holz-Technik-Museum – Wißmar

Thema: Kulturgeschichte und Nachhaltigkeit beim Heizen, bei Baustoffen und in der Forstwirtschaft

Obwohl wir uns für diesen Tag fest vorgenommen hatten, den Tag ganz entspannt und ohne feste Programmpunkte zu verbringen, wollten wir uns nicht die extrem spannende und fachkundige Führung im Holz-Technik-Museum entgehen lassen. Eine Försterin der Umgebung führte uns ein in die hessische Kulturgeschichte, nachhaltige Rodung sowie Baustoffe, und sensibilisierte uns für das gerne übersehene Thema des Heizens. Über erneuerbare Energien und Einsparpotentiale lernten wir hier fast mehr als in der Uni.

Danach gestalteten wir gemeinsam einen Open Space und teilten viele Fähigkeiten und Informationen miteinander. Der/die ein oder andere hat an diesem Nachmittag das erste Mal jongliert, Grundschritte des Thai-Boxens erlernt, Impulse für ein müllfreies Leben bekommen, überlegt ein ökologsiches Wohnprojekt zu gründen oder sich einfach ganz viele Bücher, Initiativen und Projekte notiert.

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1. September: Projektwerkstatt Saasen

Thema: Geldfrei Leben und Autonomie

Die wohl am meisten diskutierte Station auf der Tour war die alte Projektwerkstatt in Saasen. Hier erlebten wir Jörg Bergstedt, der uns die Hintergründe der Projekthäuser der Naturschutzverbände in den 80ern erklärte und dies mit seinen Vorstellungen von gemeinsamen Besitz, einem geldfreien Leben und kreativem politischen Protest verband. Er erzählte Anekdoten vom Castoren-Schottern, Sahnetorten werfen und Gentechnikfelder abmähen: Aktionen immer außerhalb des demokratisch-legalen Bereichs. Gesetze nutzt die aktivistische Gruppe hauptsächlich, um Behörden zu blockieren und dadurch den Widerstand gegen Kohle & Co. aufrecht zu erhalten. Eine angeleitete Diskussion am Abend stellte diese Ansätze mit den bereits kennengelernten Sichtweisen ins Verhältnis und half uns, die uns präsentierten Überzeugungen dem wirklichen Handeln zuzuordnen bzw. klar zu trennen.

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2. September: Dottenfelderhof – Bad Vilbel

Thema: Nachhaltiger Landbau und Demeter-Philosophie https://bildung.vonmorgen.org/permaculture/

Ein weiterer Tag mit gelebter Philosophie endete nach einer langen Radtour auf dem Dottenfelderhof in Bad Vilbel.  Auf dem größten Demeterhof Deutschlands empfing uns Frau Hinterlang mit Freiwilligen des Hofes sehr herzlich und nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, in das ewige Konflikt-Spiel zwischen Idealen und politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten heutiger  Landwirtschaft Einblick zu gewähren. Was zeichnet eine Demeter Milchkuhhaltung im Vergleich zu anderen aus? Wie wird eine ganzheitliche Philosophie auf einem Großbetrieb möglich? Welche Maßstäbe definieren am Ende das Wort “artgerecht” und woher kommen eigentlich die ganzen Kuh-Hörner?

In welchem Zwiespalt Landwirte manchmal stecken und inwieweit wir als Konsument*innen auf diese Entscheidungen einwirken, wurde hier mehr als deutlich und von uns als  bildhafte Gedanken mit in den Alltag genommen.

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3. September: Frankfurt – Darmstadt: Vortrag von Dag Schulze über Gleichgewichtsgeld und Vollgeldreform – Monetative e.V.

Thema: Mögliche Alternativen zum aktuellen Schuldgeldsystem https://bildung.vonmorgen.org/geld/

Am nächsten Morgen nahm sich der Referent Dag Schulze vom Verein “Monetative e.V.” für uns Zeit. Unterschwellig bei jeder Station von diesem Thema begleitet, ging es nun explizit ums Geld. Genauer gesagt, um unser derzeitiges Finanzsystem,  und die aus historischer Sicht zu erwartenden Problematiken, die damit in Zukunft verbunden sind. Eine Übergangsmethode, die er und sein Verein als Alternative vorstellen, ist das Gleichgewichtsgeld. Ein System, das sich nicht auf das Schuldnerprinzip stützt, aber gleichzeitig individuelle Einnahmen sowie Ausgaben zulässt und Unterschiede trotz dessen klein hält. Durch ein Grundeinkommen, bzw. eine tägliche Guthabengeldschöpfung, bekommt jeder Bürger einen festen Betrag, von dem man leben kann. So kommt das Geld in die Welt. Gleichzeitig wird immer ein fester Prozentsatz des Geldes auf allen Konten, auch auf Firmenkonten, die kein Grundeinkommen bekommen, vernichtet. So besteht ein Anreiz, das Geld in Umlauf zu bringen anstatt es durch Sparen dem Geldfluss und dessen Tauschfunktion zu entziehen, um die täglich vernichtete, proportional zum Vermögen bestimmte Geldmenge kleiner zu halten als das täglich fixe zugebuchte Grundeinkommen. Dadurch kommt es zu einem Gleichgewicht zwischen Geldmengen.Von Dag nahmen wir mit, wie wichtig es ist, eine gute Idee in Strukturen umzuformen. Nur so kann es zum Ausprobieren, Scheitern und Verbessern kommen.

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Vortrag von Ingrid Ahrens – Greenpeace Frankfurt

Thema: Plastikfrei einkaufen https://blog.vonmorgen.org/unverpackt/

Plastik gibt es sprichwörtlich wie Sand am Meer. Das war die Quintessenz dessen, womit sich Ingrid in der Frankfurter Regionalgruppe von Greenpeace befasst. In einem Slow-Burger-Restaurant in einer plastikfreien Straße, wo statt Plastiktüten wiederverwendbare Jutebeutel in Körben vor der Straße stehen, zeigte sie uns, wie Mikroplastik und Müll unsere Natur und Weltmeere für die nächsten 500 Jahre belasten. Hier hat sie lokal einen Anfang geschaffen, für das Thema zu sensibilisieren. Durch eine Teilnehmerin unserer Tour, die so gut wie gar kein Plastik im Alltag verwendet, entstand hier eine fundierte Diskussion.

Solidarische Landwirtschaft Birkenhof

Thema: Ökolandbau in basisdemokratischer Verwaltung und gemeinsame Verantwortung von Produzent und Konsument https://bildung.vonmorgen.org/csa/

Die letzte Pause vor unserer endgültigen Zielstadt machten wir auf dem Hof einer solidarischen Landwirtschaft. Ein sehr freundlicher und gut strukturierter Landwirt führte uns über seinen Hof, wo sie durchaus außergewöhnliche Gemüsesorten anbauen. Auch Soja wurde dort angebaut, um Material für den steigenden Veganer-Bedarf anzubieten.

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    4. September: Stadtführung Darmstadt – Mobilitätswende-Initiative Darmstadt

    Unsere Strecke von Darmstadt nach Frankfurt war ein Teil der Strecke des zukünftigen Radschnellwegs Frankfurt-Darmstadt. Martin Huth hatte uns in Frankfurt abgeholt, ein Aktivist, der Darmstadts Mobilität revolutionieren möchte.

    http://www.verkehrswende-darmstadt.de/radschnellweg-darmstadt-frankfurt-die-massnahmen/

    Thema: Urbane Mobilität

    In Darmstadt hatten wir nun nochmal einen richtig vollen Tag. Alles begann mit einer langen Rundfahrt durch Darmstadt zum Thema Mobilität mit folgenden Stationen:

    1. Die Verhinderung der Nordostumgehung http://nordostumgehung.de/
    2. Planung autogerechte Stadt in den 70er Jahren: die Osttangente
    3. Hundertwasserhaus „Waldspirale“
    4. Fahrradstraße Pankratiusstraße http://www.verkehrswende-darmstadt.de/ fahrradstrasse-im-martinsviertel/
    5. freie Fahrradwerkstatt zwanzig° https://www.asta.tu-darmstadt.de/asta/de/ fahrradwerkstatt
    6. Schönes Darmstadt: der Herrngarten
    7. Startpunkt der Critical Mass https://www.facebook.com/groups/criticalmassdarmstadt/
    8. Besuch der Passivhaus-Ausstellung https://www.energieland.hessen.de/pdf/PH_Tafeln_Stand_01-12-2014.pdf
    9. Stellplätze vs. Flanieren in der Lindenhofstraße http://www.verkehrswende-darmstadt.de/lindenhofstrasse-wird-zur-flaniermeile/
    10. Parken auf dem Gehweg im Woogsviertel http://www.verkehrswende-darmstadt.de/gehwegparken-im-woogsviertel-wird-weiter-toleriert/
    11. Fahrradstraße Wilhelminenstraße http://www.verkehrswende-darmstadt.de/erste-fahrradstrasse-eroeffnet/
    12. Luftreinhalteplan: Die Luftqualität-Messstation Hügelstraße http://www.verkehrswende-darmstadt.de/stickoxid-grenzwertueberschreitung-in-darmstadt
      http://www.verkehrswende-darmstadt.de/massnahmen-der-stadt-darmstadt-zur-luftreinhaltung/
    13. Fahrradfahren contra Fußgänger: Wilhelminenbuckel
    14. ÖPNV Luisenplatz & Öffnung der Fußgängerzone für Radfahrer*innen
    15. Die Rheinstraße – Fahrt zum Hbf
    16. Carsharing – Stellplätze im öffentlichen Raum
    17. Fahrradparkhaus im Hauptbahnhof
    18. Station: Klause – Initiative Essbares Darmstadt http://essbaresdarmstadt.de/

    Karte der Rundfahrt: http://umap.openstreetmap.fr/de/map/mobilitaswende-in-darmstadt_165291

    Diese 18 Stationen besuchten wir am Vormittag.

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    Institut für Wohnen und Umwelt

    Thema: Veränderung durch Wissenschaft in Wohnen und Umwelt

    Am Nachmittag waren wir dann im Institut für Wohnen und Umwelt geladen. Nach zwei Wochen in der Natur, auf Höfen und unter Graßwurzel-Initiativen mussten wir uns erst wieder an die schicken Anzugsträger und Intellektuellen sowie das offiziell-geschäftliche Ambiente gewöhnen. Es war dann aber sehr schön zu erleben, wie wichtig diese (scheinbar) trockene Arbeit für den ökozosialen Wandel ist. Die Menschen, die hier Jahre voraus planen, haben politisch letztlich das entscheidende Gewicht und die empirisch-basierte Fachkompetenz, um Wandel strukturell durchzusetzen.

    Vorträge im Institut Wohnen und Umwelt waren:

    1. Einführung: Peter Werner
    2. Vortrag „Von der Idee zum Öko-Institut“ (Beate Kallenbach)
    3. Vortrag „Biologische Vielfalt in Städten“ (Peter Werner)
    4. Vortrag „Rolle von Wohnprojekten bei der Umgestaltung der Gesellschaft[a]
    5. Führung durchs Gebäude (Sanierung mit Passivhauselementen)

    5. September: Abschluss an dem Kunstwerk “Sphäre”

    An unserem letzten Tag fanden wir uns auf dem sogenannten Oberfeld etwas außerhalb von Darmstadt ein. Dort gibt es einen Kunstpfad, und die Stimmung rund um die Skulptur „Sphäre“ von Roger Rogorth bot einen wunderbaren Rahmen für den inhaltlichen Abschluss unserer zwei Wochen sowie die nötige Ruhe für das Abschied-Nehmen. Die gesamte Kunst-Konstruktion ist aus demselben Baum geschaffen.

    Es zog noch einmal die gesamte Tour durch den Kopf. Über 400 km durch Hessen. All die Stationen, Ideen und Initiativen. Und was am meisten im Gedächtnis bleibt, sind die Gespräche und das gemeinsame Erleben mit den Mitreisenden.

    http://www.roger-rigorth.de/ 2016-sphaere-auf-dem-darmstaedter-oberfeld/

    Bilder der Radtour Ideen erfahren 2017

    Die Zukunftsradtour Ideen erfahren 2017 war ein wunderschönes Erlebnis. Wir trafen inspirierende bis kontroverse Projekte, hatten viel Gespräche und Diskussionen und nicht zuletzt eine wundervolle Zeit mit wachsenden Freundschaften.

    Im folgenden nun ein paar der Eindrücke von der Tour:

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